Während seine Kollegen gerade die Dürre beklagen, patscht Landwirt Karsten Ittner mit mir durch kniehohen Sumpf. Das ist sein Feld. Er bewirtschaftet 150 Hektar nasse Moorflächen in der Dübener Heide. Ein Drahtseilakt für den bodenständigen Bauern.
Hier im Quellgebiet des Schwarzbachs wirkt er seit Jahren mit, an Sachsens größtem Projekt zur Wiedervernässung von ausgetrocknetem Sumpfgebiet, auf über 4000 Hektar.
Solche Projekte sind enorm wichtig zum Klimaschutz. Deutschland hat in den letzten 200 Jahren rund eine Million Hektar Moore trockengelegt, um Ackerboden zu gewinnen.
Heute ist klar: Fürs Klima sind trockene Moore gefährlich.
Denn sie emittieren große Mengen Treibhausgas, rund 29 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr. Ein Klimaschaden von 7,4 Mrd Euro jährlich. Rund 50 000 Hektar Moor müssten wir jährlich wiederherstellen, fordern Forscher. PRO JAHR! Sonst wird´s nichts mit dem 2-Grad-Ziel.
Landwirt Ittner will was tun fürs Klima und für die Natur. Ihm gefällt es, dass der Biber seine Burgen baut, neue Teiche blubbern und Libellen durch die Luft schwirren. „Doch wir können nicht nur Volkes Willen ausführen. Es muss sich für mich auch rechnen.“ Als Moorbauer hat er es schwer. Das Versumpfen ist für ihn „vor allem eine Nutzungserschwernis, denn maschinell geht hier nichts.“
Er wollte alles hinschmeißen und schloss sich dem Widerstand der Bauern an. Das bundesfinanzierte Naturgroßprojekt „Presseler Heidewald- und Moorgebiet“ stand vorm Scheitern. Biologe Dr. Jan Stegner wurde als Schlichter geholt und handelte mühsam einen Kompromiss aus. Es gab Flächentausch und Geld für spezielle Mähwerke. Ittner bekam zusätzliche Förderung und baut jetzt auf 200 Hektar Blühflächen für Insekten an.
Der Moorexperte und der Bauer haben sich zusammengerauft, sind gemeinsam auf Achse, suchen Wege: Wie kann ein Bauer rentabel das Moor bewirtschaften? Ittner erwägt aktuell, eine Herde Wasserbüffel anzuschaffen. Er besucht einen erfahrenen Büffelspezialisten im Altenburger Land. Dort fressen 50 der genügsamen Tiere die harten Sumpfpflanzen wie Binsen, halten so die Landschaft offen und lümmeln nach dem fressen in Sumpflöchern. Der Landwirt erfährt, dass geschätzt schon 10 000 Wasserbüffel in Deutschland weiden und im 12. Jahrhundert Moorlandbau etwas völlig Normales hierzulande war.